Rex

Die schönste Daphne aller Zeiten und der Flüchtling
 
Roman
 
REX

 

Mitternacht habe ich die Fabrik verlassen.

Es ist dunkel. Am Tag ist es Sommer, aber in der Nacht herrscht der kühle Herbst.

Von andauerndem hinauf und hinunter springen, sind meine Beine sehr müde. Meine Knie halten mein Gewicht nicht mehr aus.

Trotzdem gehe ich sehr schnell weiter, fast laufe ich und freue mich auf mein neues Bett und die Daunendecke.

Die Montafon Kühe setzen ihren ewige Slow Dance fort und begleiten sich mit ihrem Renaissance Madrigal. Diesmal beachte ich sie nicht und gehe weiter.

Der hintere Holzzaun von dem Gastgarten steht jetzt vor mir. Ich brauche nur den Türriegel umklappen. Dann durch den Garten zum hinteren Eingang des Hauses gehen. In ein paar Minuten bin ich im Bett.

Kaum, dass ich bei dem Zaun ankomme, springt von dem anderen Ende des Gartens etwas heraus und schießt zu mir. Als Reflex springe ich sofort ein paar Meter nach hinten. Im gleichen Moment prallt das Ding mit voller Wucht an den Zaun. Ich versuche mein Gleichgewicht zurückzuerlangen und betrachte die dunkle Gestalt im Mondschein.

Anscheinend ist der Zaun stabiler als ich dachte. Es ist dunkel, das Wesen auch dunkel. Aber seine Augen leuchten wie gelbe Glutstücke. Er versucht den Zaun zu stürzen, es gelingt ihm nicht, darüber springen kann er auch nicht. Es ist gut so.

Ich bleibe ruhig und beobachte. Jetzt sehe ich seine Zähne. Ist er ein Krokodil?

Er knurrt und fletschert seine Zähne. Ist es der Höllenhund Kerberos?

Ich darf ihn nicht provozieren. Wenn er zu bellen beginnt, weckt er alle Hausbewohner auf und ich bin daran schuld. Ich gehe hinter die nächsten Bäume und warte einige Minuten. Dann komme ich wieder zurück. Er hängt mit den vorderen Pfoten an dem Zaun und fletschert seine Zähne.

Ich muss länger warten. Ich besuche die Kühe. Sie setzen wie die geduldigen Mönche ihr heiliges Ritual fort.

Vielleicht sind auch sie müde, vielleicht wollen auch sie sich niederlegen und schlafen. Aber dafür haben sie nicht genügend Platz.

Ich nehme an, sie werden in der Früh auf eine saftige Wiese getrieben. Dort können sie sich niederlegen und schlafen.

Aber ich? Ich muss in der Fabrik mein Ping-Monster zähmen.

Ich falte meine Hände am Rücken und fange an mit meinen Gefangenenrunden. Gleichzeitig mische ich mich in dem Madrigalgesang und singe: Muuuu! Muuuu!

Mir wird es schwindlig. Dann gehe ich wieder in die Richtung Schwanen. Kerberos kreist hinter dem Zaun und springt sofort hinauf. Seine Augen leuchten jetzt noch kräftiger und er knurrt noch bedrohlicher.

Rex

Ja, hier ist der Rex höchstpersönlich. Er lebt nicht mehr. Ich habe das Foto aus dem Privatalbum von Daphne kopiert und veröffentliche es ohne Erlaubnis.

Am nächsten Tag hat Erich uns bekannt gemacht. Eine Weile habe ich mich hinter Erich versteckt, Rex hat mich verfolgt und wir sind im Kreis gelaufen. Dann hat Erich ihn in einem befehlenden Ton erklärt, dass ich nicht eine Gefahr, sondern selbst ein armer Hund bin.

Dann habe ich seinen Schädel gestreichelt und wir sind "Freunde" geworden. Aber er hat mir meine verlorene Nacht nicht zurückgegeben. Dafür hat er mit seiner langen Zunge meine beiden Hände ordentlich geschleckt. Ab daher, wenn er in meine Nähe kommt, habe ich meine Hände entweder in meinen Hosentaschen oder auf meiner Brust versteckt.

Das war aber am nächsten Tag. In dieser Nacht bin ich mehrmals zwischen "Ot Yunus" und "Schwanen" hin und hergegangen. Am Ende war ich so erschöpft, bin ich vor der Fabrik auf einer niedrigen Mauer gesessen und habe eine Zigarette nach der anderen geraucht, bis das Fabriktor geöffnet wird.

 

 

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start: 19 novembre 2017, up-date: 19 novembre 2017