über mein leben, memo in der türkei

 

Ich heiße Memo Guenesch Schachiner.

Ich bin am 27 Juni 1948 in Istanbul geboren.

Ich bin kurdisch/ griechischer Abstammung.

 

Meine schulische Ausbildung begann in der Zihni Pascha Volksschule in Erenköy/ Istanbul.

Dort wurde entdeckt, daß ich ein Geniekind war und ich litt unter dieser Definition gebührend.

Meine Familie war nach außen ziemlich abgeschlossen.

Ich wurde in den traditionellen Kulturen meiner Eltern erzogen. In der Schule konnte ich mich an die offizielle Staatsideologie nicht anpassen.

 
In der Volksschule mußte ich lernen, daß ich in dem Land, wo ich geboren bin, ein unerwünschter Fremder war.
Dank der Wurzeln meiner Eltern, sowie dank meines Lebens in Istanbul, lernte ich neben den türkisch-, kurdisch-, griechischen Volksmusikkulturen
   
auch die Musik der alevitischen, sünnitischen und orthodoxen Religionen kennen und lieben.
Vor allem von meiner Tante, die Laute spielte und eine schöne Stimme hatte, begann ich die Kunstmusik des osmanischen Hofes zu lernen.
In jungen Jahren lernte ich Saz und Djura (kurdische Volksinstrumente) spielen. Ich bekam Violineunterricht in der europäischen Kunstmusik.

Da ich mich an die offizielle Staatsideologie nicht anpassen konnte, wurde ich nach kurzen Besuchen der Reihe nach von den Mittelschulen Kozyatagi, Haydarpascha und Pendik, entfernt.

Ich bekam ein Ausbildungsverbot.

Ab meinem 16. Lebensjahr wurde ich ein Straßenkind. Um überleben zu können übte ich die Künste der Schuhputzerei, Lastträgerei, Straßenverkäuferei usw. aus.

1964-67: Studierte ich am Istanbuler Konservatorium.

1965 übte ich in der Kadiköy Bezirksgruppe der Arbeiter Partei der Türkei - als Bodenzusammenkehrer und Abziehmaschinenputzer - meine ersten politischen Funktionen aus. 1966 wurde ich wegen meiner Ansichten über Sexualität und Nationalität von der Partei ausgeschloßen.

1966- 1968: Spielte ich im "Oraloglu Theater".

Ich begann meinen Unterhalt als Übersetzer, Schauspieler, Werbegrafiker, Comic - Zeichner, Karikaturist und Musiker zu verdienen.

Nachdem die SchülerInnen meines Jahrgangs die Mittelschule abgeschlossen hatten, bekam ich die Bewilligung für eine Außenseiterprüfung.

1967 schloß ich in 20 Tagen die Mittelschul-Ausbildung ab und nahm an den Universitäts-Aufnahmeprüfungen teil. Bis 1971 studierte ich an der Ökonomischen Fakultät der Istanbuler Universität, wo ich bei der Aufnahmeprüfung unter über 30.000 Kandidaten und Kanditaninnen den vordersten Platz bekam.
Ich war in der Föderation der Sozialistischen Ideen Clubs (SFKF) und Revolutionäre Jugend (Dev Genc) - legendäre Organisationen der 68´er Revolte - tätig.
1967-69: Studierte ich am Language and Cultur Center.
1969-71: Spielte ich am Volksschauspieler - Theater.
Mit Wanderbühnen war ich in der Türkei unterwegs. An den Abenden spielte ich Saz und sang Volkslieder.
Ich übersetzte einige Bücher von V. I. Lenin und F. Castro in türkische Sprache und veröffentlichte sie. Ich redaktierte die Zeitschrift Dogu (=Ost), die sich mit der kurdischen Frage ausseinandersetzte. Veröffentlichte meine Gedichte.

Ich machte Forschungsreisen in fast alle Gebiete der Türkei, die mehrheitlich von den Kurden und oder Aleviten bewohnt waren. So schrieb ich mehrere Hefte über traditionelle volkstümliche Musik, Tänze und Spiele. Bei meinem Abschied von der Türkei war ich gezwungen, diese Arbeiten zurückzulassen.

Meine Schriftstellertätigkeit wurde am Istanbuler Kriegsrechtsgericht mit der Forderung nach 56 Jahren Gefängnisstrafe behandelt.

1971 war ich nach dem Militärputsch gezwungen, die Türkei zu verlassen.

 

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start: 10. juni 2000, aktualität: 22. mai 2005