Eine Reise nach Mars

EINE REISE NACH MARS (Hin und Retour)
 
Aus dem Reisetagebuch eines Weltbewohners
 
War mein Interesse für fremde Länder schon immer groß gewesen, so wurde es durch die Jugoslawienreise im vergangenen Jahr noch mehr gestärkt. An den langen Abenden des vergangenen Winters beschäftigte mich immer wieder die Frage, welcher Teil unseres Weltalls mein nächstes Reiseziel sein sollte. Schließlich fiel die Wahl auf eine Reise nach Mars. Um eine kleine Vorstellung von diesem Gebiet zu bekommen, besuchte ich verschiedene Lichtbildvorträge in der Urania und endlich kam der Tag, der mir die Menschen und die Landschaft dieses Gebiets aus der Nähe darbieten sollte.

Ausserdem war mir dieser Planet aus Geographie, Fernsehen und Erzählungen einiger Kollegen, die vorher Ihren Urlaub dort verbracht haben, genügend bekannt. Also habe ich aus oben genannten Gründen im vergangenen Winter meiner teuren Gattin vorgeschlagen, das wir unseren Urlaub diesmal auf dem Mars verbringen sollten. Sie war zuerst tief überrascht und hat ihre Raumkrankheit und Raketenangst vorgeschoben, aber es ist mir trotzdem gelungen, sie zu überreden. Schließlich waren die Kinder schon großgewachsen und es war für uns ein großer Traum und ein Dia-Abend-würdiges Abenteuer, das hier auf seine Erfüllung wartete.

I. Tag
Planmässig hat mich meine teure Gattin wie immer um fünf Uhr Sommer-Zeit in der Früh aufgeweckt. Nach der Verspeisung eines weich gekochten Eies, hausgemachter Marillenmarmelade und zweier Semmeln, haben wir unsere Reisekoffer noch einmal gründlich überprüft. Wir waren noch mit der Verschließung der rechten Sicherheitsschnale beschäftigt, als der kleine Omnibus unten zum Haustor gekommen ist und uns abgeholt hat. Weil meine teure Gattin noch immer mit der Kofferschnale beschäftigt war und deswegen der kleine Omnibus uns nicht abholen konnte, habe ich mit meiner teuren Gattin eine kurze Auseinandersetzung gehabt und anschließend hat uns der kleine Omnibus abgeholt.
Ich möchte hier nicht alle Details bis zu jeder Kleinigkeit erzählen, weil vor uns noch die ganze Abenteuerreise wartet. So möchte ich gleich zum Raumflughafen kommen. Nach einer halben Stunde dauernden Fahrt haben wir unsere geliebte Heimatstadt hinter uns gelassen und sind gleich zum Raumflughafen gekommen. Es war für uns ein herrlicher Anblick. Ich und meine teure Gattin haben uns wegen des Lärms, welcher aus herum schießenden Raumschiffen enstanden war, kaum mehr untereinander verständigen können. Aber unserem erfahrenenen Reiseleiter ist es trotz des ganzen Lärms immerhin gelungen, die insgesamt vierzig Charter Passagiere, welche nicht nur mit unserem, sondern auch mit anderen Omnibussen von ihren Wohnungen abgeholt und zum Raumflughafen gebracht worden waren, im Gänsemarsch aufzustellen. Wie gesagt, es war ein herrlicher Anblick. Es haben mir vor allem die Sicherheitsbeamten in ihren prächtigen Uniformen gefallen, die uns vor den Palestinänsern schützten. Eine Damenstimme hat aus allen Lautsprechern sehr laut irgend etwas gerufen, und in allen Sprachen. Ich und meine teure Gattin haben davon nicht sehr viel mitbekommen. Außerdem war meine teure Gattin daran nicht sehr interessiert. Sie ist vielmehr am Astro-Schicksal-Computer-Automaten interessiert und wir haben unsere sämtlichen Münzen dort hinein geworfen. Natürlich war es mir bekannt, dass wir unsere Münzen auf dem Mars nicht wie die Banknoten zu der dortigen Währung wechseln konnten.
Nach einer etwa drei Stunden dauernden Wartezeit war unser Charter-Raumschiff endlich flugbereit und ich muss gestehen, es hat mich geärgert. Sowas gibts ja bei uns nicht. Anschließend sind wir alle zusammen mit einem Aufzug nach oben gebracht worden und weil der Aufzug nicht mehr als vier Leute aufnehmen konnte, konnten wir nicht alle zusammen hinauf gebracht werden, und aus oben erwähnten Grund sind wir auf mehrere Male nach oben gebracht worden. Danach haben die Hostessen uns auf unsere Stockbetten fest geschnallt und jedem Passagier eine Tasse kleinen Braunen und ein Glas Wasser serviert. Nach dem Kaffee haben ich und meine teure Gattin je eine Tüte bestellt und erbrochen. Die symphatische Hostess hat danach die Tüten abgeholt. Es ist für mich sehr fraglich, was sie mit all diesen vollen Tüten tut. Wahrscheinlich schmeissen sie sie in den Weltraum. Nach diesem Zwischenereignis hat sich meine teure Gattin plötzlich erinnert, dass sie unsere Wohnungschlüsseln, welche wir zum Zweck der Blumenbewässerung unserer Nachbarin geben hätten müssen, mitgenommen hatte und so wollte sie unbedingt zurück fahren. Jedoch war es technisch unmöglich, aber sie hat mir klar zu machen versucht, wie die Technik für sie Wurst sei. Es war natürlich die typische weibliche Logik, welche den Blumen eine höhere Wichtigkeit als der Technik gestattete. Ich und meine teure Gattin haben darüber eine kurze Auseinandersetzung gehabt und während dessen ist sie eingeschlafen. Wegen des Fehlens eines Fernsehapparates ist mir auch nichts anders übrig geblieben.

2. TAG

Wir sind mit der Stimme des Reiseleiters aufgewacht, die uns durch die Lautsprecher erzählte, dass wir uns innerhalb der Milchstraße befänden. Wir haben uns sofort zum Seitenfenster gewandt aber obwohl es nach unseren Uhren vormittag war, war es anscheinend im Weltraum schon Nacht und wir haben nur schwarz gesehen. Ich haben meiner teuren Gattin zu erklären versucht, dass der Einstein darüber irgendetwas geschrieben hat aber sie hat es nicht verstanden. Obwohl wir nichts sehen konnten, hat sie das Gehühl, dass die Milchstraße wie die Mariahilferstraße aussehen müsste und ich muss sagen, das Gefühl ist ihre Stärke. Dafür hat sie keinen Verstand und wir ergänzen einander. Danach hat der Reiseleiter gesagt, dass wir bereits sechzig Millionen Lichtjahre von der Muttererde entfernt waren und ich habe sofort wieder meiner teuren Gattin erklärt, was für ein Jahr das Lichtjahr sei, sie hat wieder nichts verstanden aber war sehr stolz auf mich. Wir haben ein gutes Frühstück, anschließend pro Person eine Tüte, dann ein gutes Mittagsmahl und anschließend wieder pro Person eine Tüte erhalten. Vor dem Abendessen waren wir schon auf dem Mars.

MARS

Unser Reiseleiter hat uns zu verstehen gegeben, dass wir schon weich gelandet waren. Die Hostessen haben unsere Schnallen wieder aufgemacht und meine Beine, sowie die meiner teuren Gattin waren eingeschlafen. Der Anblick des Mars, muss ich sagen, hat uns fasziniert. Der Raumflughafen hat genauso ausgesehen wie der andere auf unserer Muttererde. Das ganze, mit Aufzug und so, hat sich genauso abgespielt wie auf der Erde. Nur halt umgekehrt. Der einzige Unterschied, diesmal haben wir nicht auf das Raumflugschiff, sondern auf den Reisebus warten müssen.
Unser Reiseleiter hat uns schön wieder im Gänsemarsch antreten lassen und wir sind in den Autobus eingestiegen. Es hat uns alles sehr gefallen. Vor allem die Autobahn war sehr schön. Unser Autobus-Chauffeur war der erste Marsianer, den wir gesehen haben. Meine teure Gattin hat zuerst Angst gehabt, ich nicht, aber später haben wir uns beide an ihn gewöhnt. Die Marsianer sind alle schön brav zivilisiert, ziehen sich genau so an wie bei uns, nur im Hinterteil ihre Hosen haben sie Schlitze, aus welchen ihre Schweife heraus hängen. Und ich muss sagen, ich und meine teure Gattin haben das sehr lustig gefunden. Während unserer ersten Autobusreise ist es auf dem Mars allmählich dunkler geworden und wir haben nichts mehr sehen können. Am Ende dieser Reise sind wir in unserem Hotel angelangt. Das Hotel war sehr schön, vor allem sauber, und das zum Teil marsianische Personal war sehr gut eingeschult. Unser Reiseleiter hat uns jedoch erklärt, dass die normalen Marsianer in schlechteren Verhältnissen als bei uns wohnten. Wir haben unser Abendmahl im Speisesaal dieses Hotels zu uns genommen. Auf dem Speiseprogramm ist für alle Passagiere das gleiche Menü gestanden, welches im Gesamtpreis inkludiert war. Ich muss sagen, die Marsianer kochen gar nicht so schlecht. Unser Reiseleiter hat uns zugesichert, dass wir die besten Spezialitäten der marsianischen Küche zu verspeisen hätten. Nach der Fritattensuppe haben wir einen Schweinsbraten mit Sauerkraut und Knödel bekommen, der auch sehr gut war. Nur die Nachspeise, ein Apfelkompott, hat einen leichten Beigeschmak von Knoblauch gehabt, welcher auf die nicht fachmännische Lagerung im Kühlschrank zurück zu führen war, worauf ich meiner teuren Gattin sagen musste: Andere Länder, andere Sitten.
Der Speisesaal war auch sehr schön. Vor allem der große Christalluster, welcher aus Sparsamkeitsgründen nicht beleuchtet war, hat meiner teuren Gattin sehr gefallen.

3. TAG

Nach der Verspeisung unseres Frühstücks haben wir wieder in unserem Bus Platz genommen. Während unser City-Tour in der schönen marsianischen Hauptstadt Mars ist unser Reiseleiter neben dem Chauffeur gesessen und hat mittels Lautsprecher uns alles erzählt. Der Verkehr war sehr dicht und im Autobus war es sehr heiß. Anscheinend war die Klima-Anlage nicht volkommen intakt, worauf meine teure Gattin darauf bestanden hat, dass ich mich endlich einmal in meinem Leben rühren und bei dem Reiseleiter beschweren müsste, aber da ich in Betrachtung der zeitlichen Begrenzung dieser Autobusfahrt darauf verzichten wollte, wäre beinahe eine kurze Auseinandersetzung mit meiner Gattin entstanden, aber dieses Zwischen ereignis ist durch unser zurückkommen in das Hotel zum Zweck der Verspeisung unseres Mittagsmahls unterbrochen worden, worauf wir nach dem Aussteigen aus unserem Bus unter Anleitung unseres Reiseleiters bis zur Hoteltür wieder im Gänsemarsch aufgereiht werden mussten und in diesem Zustand haben wir uns nicht mehr auseinandersetzen können.
Zum Mittagsmahl haben wir eine andere Spezialität der marsianischen Küche erhalten: Gebratene Schweinsbrust mit Sauerkraut und Knödel. Ich muss sagen, es war nicht schlecht. Als Nachspeise haben wir Vanillepudding bekommen, welcher keinen Beigeschmack von Knoblauch gehabt hat. Dazu muss ich sagen, dass das marsianische Bier ziemlich ähnlich schmeckt wie unseres, nur hat es zuwenig Kohlensäure, was auf den ausgeleerten Zustand des Fasses zurückzuführen war, worauf ich meiner teuren Gattin sagen musste: Andere Länder, andere Sitten.
Ich möchte nicht zuviele Details bis zu jeder Kleinigkeit beschreiben, weil das nicht meine Art der Beschreibung ist. Im Laufe sämtlicher Dienstjahre bis zu meiner Pensionierung habe ich immer kurz, klar, deutlich und umfassend geschrieben.
Nach der Verspeisung unseres Mittagsmahls haben wir die Hoteltür wieder im Gänsemarsch verlassen und in unserem Autobus Platz genommen. Diesmal war unser Ziel die Besichtigung des berühmten marsianischen Doms zu den Heiligen Drei Königen. Nach der zwei stündigen Fahrt und Ankunft haben wir unseren Autobus wieder im Gänsemarsch verlassen. Und sind unter Anleitung unseres Reiseleiters vor einer schwarzen Mauer nebeneinander gereiht worden. Der berühmte Platz vor dem obengenannten Dom war mit hunderten Reisebussen und deren Insassen so verbaut, dass wir ganz knapp neben der seitlichen Kirchenmauer Platz nehmen mussten, wodurch die wirkliche Höhe der Kirchenmauer für unsere Blicke verhüllt geblieben ist. Während wir die vor unseren Nasen stehende schwarze Mauer neugierig erblickten, hat unser Reiseleiter unsere Aufmerksamkeit auf den künstlerischen Wert dieses Baumonuments hingelenkt. Unser Reiseleiter hat noch sehr viel darüber erzählt, aber weil ich alles gleichzeitig meiner teuren Gattin erzählen musste, habe ich selber nicht viel verstanden. Jedoch, in Betrachtung der Tatsache, dass in der ersten Epoche der Kolonialisierung während der Errichtung dieser berühmten Missionskirche mehrere tausend marsianische Einheimische ihr Leben durch Zwangsarbeit verlieren mussten, ist es mir voll bewusst geworden, das dieses Baudenkmal neben dem künstlerischen auch einen historischen Wert besaß.
Anschließend haben sich ich und meine teure Gattin so wie die anderen Reisekameraden, zur Betrachtung der vom marsianischen Kirchenpersonal zum Kauf dargebotenen Geschenkartikel und Souveniergegenstände begeben. Es hat uns darunter vor allem ein kleines Kunststoffmodell des genannten Dommes sehr gefallen, welches auf Knopfdruck Zigaretten spendete und gleichzeitig einige Takte vom Radetzkymarsch spielte. So viele tausende Kilometer entfernt von der Heimat so etwas zu hören hat uns natürlich sehr gerührt. Und wir haben den Apparat sofort gekauft. Meine teure Gattin wollte trotz meinem Widerstand noch einige hundert Stücke für die Nachbarschaft und Verwandten kaufen, der gute Reiseführer hat uns aber auf die Reisegepäcksbegrenzung hingewiesen, wonach wir uns mit einigen goldeloxierten Alluminium Schuhlöffeln mit dem Bildnis der genannten Kirche auf der Rückseite begnügen mussten.
Danach haben wir uns zum Zweck der Verspeisung unseres Abendmahls wieder zu unserem Hotel zurückbegeben. Es war wieder eine Spezialität der marsianischen Küche auf der Speisekarte: Gebratene Schweinsschulter mit Sauerkraut und Knödel. Ich muss sagen, es war nicht schlecht. Diesmal hat es keine Nachspeise gegeben, worauf meine teure Gattin darauf bestanden hat, dass ich mich endlich einmal in meinem Leben rühren müsste und mein Widerstand hat wieder eine kurze Auseinandersetzung verursacht. Diesmal hat dieses Zwischenereignis bis um vier Uhr in der Früh gedauert, aber danach mussten wir schlafen. Nämlich, der nächste Tag war der wichtigste Tag der ganzen Reise und auf uns wartete das große Abenteuer.

4. TAG

Nach der Verspeisung unseres Frühstücks haben wir wieder das Hotel im Gänsemarsch hinter uns gelassen und im Autobus unsere Plätze eingenommen. Diesmal war unser Reiseziel die gefährliche, unberührte marsianische Wildnis. Nach einer kurzen Fahrt haben wir die Stadt hinter uns gelassen. Jetzt waren nicht mehr die Betonwohnblöcke, sondern nur die gut gepflegten Tannenwälder zu sehen. Die Reise hat noch eine halbe Stunde auf der Autobahn gedauert bis wir uns vor einem vier Meter hohen Gitterdraht in Mitten eines Hains befanden. Gleich hinter diesem Gitterdraht war das kleine Aufnahmegebäude und auf einer Tafel war folgende Schrift zu lesen: "Achtung! Marsianische Wildnis für Touristen."
Hinter diesem Gitter mussten wir wie die ersten Einwanderer gegen die Gefahren der Natur und gegen die einheimischen Wilden kämpfen. Es waren noch acht Autobusse vor uns gekommen und fortlaufend sind neue Autobusse mit ihren abenteuerlustigen Insassen dazu gekommen. Deswegen mussten wir vor der Aufnahmetür eine Schlange bilden und unter der fürchterlichen Hitze fast eine dreivierterl Stunde warten. Meine Gattin wollte wieder zurückkehren, aber ich war fest entschloßen, dieses schreckliche Abenteuer zu erleben. Ich muss gestehen, auch ich habe ein bißchen Angst gehabt, wodurch mein Herz in seinem Gehäuse sehr wild pochte. Nach der Aufnahme im Aufnahmesaal, haben sich ich und alle anderen männlichen Teilnehmer von unseren Ehegattinnen verabschiedet. Trotz der Zusicherung unseres Reiseleiters, dass dieses gefährliche Abenteuer in der marsianischen Wildnis nicht gefährlich sei, hat meine teure Gattin sehr viele Tränen verloren. Während wir uns zu unseren Umkleidekabinen hinwandten, sind unsere Ehegattinnen zu den Zusehertribünen gegangen. In der Kabine habe ich meine Kleider bis auf die Unterwäsche ausgezogen und auf dem Kleiderbügel schön aufgehängt. Dann habe ich die mir zugeteilte Jägeruniform angezogen. Diese Bekleidung war sehr ähnlich der in der Heimat, nur statt den gewöhnlichen Waffen musste ich eine Weltraumschießwaffe tragen, und sie hat sich von der gewöhnlichen nur durch den großen Trichter, der ganz am Ende des Schießrohrs aufgesetzt war, unterschieden. Nach dem Anziehen der Jägeruniform habe ich mich im eingebauten Spiegel betrachtet. Es war eine hübsche Tracht. Nur die Hose war ein bisschen zu eng und zu kurz, was eine handbreite Stelle meiner Beine zu sehen dargeboten hat und der Hut ist mir ein bißchen zu groß gewesen, wodurch er bis zu den Augen hinunter gerutscht war. Die Jacke war auch ein bißchen zu eng, worauf meine beiden Arme wie die geräucherten Schweinsstelzen auf dem Fleischerhaken von den Schultern herunter hingen. Trotzdem ist mir das sehr gut gestanden und alle Uniformen stehen mir gut. Danach habe ich auf Grund der Anweisung im Prospekt, die Umkleidekabine durch die andere Tür verlassen und mich auf einem hübschen kleinen Platz befunden, welcher sorgfältig mit Kieselsteinen bedeckt war. Auf diesem Platz waren ausser mir noch etwa fünfzig Abenteurer, alle über fünfzig, und auf der gegenüber Seite der Umkleidekabinen, hinter dem Gitter, waren unsere Gattinnen neben und über einander gedrängt, welche mit ihren Händen und Füssen ihren Ehemännern zu winkten und mit aller Lautstärke unsere Namen riefen. Die Weiber haben so einen Lärm erzeugt, dass wir uns genieren mussten. Ausserdem könnte dieser Wirbel die wilden Einheimischen noch wilder machen und daher war es sehr gefährlich.
Vor uns entlang war wieder ein Drahtgitter. Hinter diesem Gitter lag ein schmaler Teich, welcher etwa hundert Meter lang war und einen wilden Bach darstellen sollte. Rechts und links neben diesem Bach waren je ein Hügel aufgebaut worden und jedem Hügel waren etwa zehn einheimische Wilde zugeteilt. Alle diese Wilden waren mit Pfeil und Bogen ausgestattet. Nach ihrer Einsatzlosigkeit war leicht zu schließen, dass unter dieser Hitze auch die Wilden sehr müde seien müssten. Wenn mann dazu denkt, dass sie das den ganzen Tag hindurch aushalten. Manche von meinen Jagdkameraden sind nervös hinauf und hinunter gelaufen aber in unserer würdevollen Art und Weise konnten wir uns nicht wie die Weiber benehmen, schließlich waren wir für einen Einzelkampf da. Nach einer entnervenden Wartezeit bin ich endlich an die Reihe gekommen und mit harten Schritten zur Eingangstür gesprungen. Neben dieser Tür ist unser Reiseleiter gestanden und hat mir alles erklärt. Gleich nach dem Eingang begann der Bach, welchen ich bis zum Ausgang durchqueren sollte und zu diesem Zweck war ein Kunststoff Ruderboot reserviert. Laut unserem Reiseleiter waren diese Boote in der Kolonialisierungszeit aus Baumrinde hergestellt worden. Dieses Exemplar war aus Kunststoff und übermalt aber dafür absolut sicher. Ich sollte den ganzen Bach mit diesem Boot überqueren, während der ganzen Fahrt sollte ich gleichzeitig rudern und schießen. Sonst könnte ich von den Einheimischen abgeschossen werden. Ich habe mich von ihm würdevoll verabschiedet. Und ohne meinem Rheumatismus Aufmerksamkeit zu schenken, bin ich in das Boot eingestiegen. Das Rudern war nicht allzusehr anstrengend aber nach etwa zehn Meter Fahrt bin ich vor den Hügeln angekommen. In diesem Moment haben alle Marsianer in ihrer unverständlichen Sprache gleichzeitig zu schreien begonnen, und hinter dem Gitter all die Weiber und ich sage es, es war ein Wirbel ohne gleichen. Ich habe sofort meine Waffe auf einen Marsianer gerichtet und gezielt aber im letzten Moment vor dem schießen gezögert. Schließlich, auch die Marsianer waren Lebewesen. Aber unverständlicher Weise, obwohl ich nicht auf ihn gezielt und gar nicht geschossen habe, hat sich ein anderer Marsianer zu Boden geworfen. Anscheinend war er tot. Ich muss sagen, ich war sehr aufgeregt. Danach hat sich sein Hauptmann über ihn gebeugt und irgendetwas gesagt, worauf er wieder auf stand. Es war jetzt sehr gefährlich und ich habe mich damit getröstet, dass die Marsianer durch unsere Menschenjagd Deviesen verdienten, und gleich darauf einmal geschossen. Im selben Moment haben alle Einheimischen sich gleichzeitig zu Boden geworfen. Obwohl keiner von den Wilden sich noch einmal bewegt hat, habe ich sämtliche Restmunition geschossen. Meine teure Gattin klatschte und schrie wie eine Wilde und den restlichen Weg habe ich im stolzen Gefühl eines Helden ausgerudert.
Danach habe ich mich, wie alle andere Kameraden, wieder umgezogen und wieder mit meiner Gattin getroffen. Sie war sehr aufgeregt und als wir gemeinsam den kleinen Braunen tranken, habe ich mich für das nächste Abenteuer vorbereitet. Nach der Kaffeepause haben wir uns wieder getrennt und ich habe wieder meine Jägertracht angezogen. Auf dem Kieselstein bedeckten hübschen Platz, waren sämtliche Kameraden wieder anwesend. Jedoch hinter dem Drahtgitter war kein Marsianer mehr und über den wilden Bach war eine 2x2 Meter große Holzspanplatte gelegt worden. Auf dieser Platte war ein marsianisches Wildschwein, genau gesagt eine Wildsau aufgestellt worden. Es ist mir aufgefallen, dass die marsianischen Wildschweine nicht sehr unterschiedlich zu unserer Zuchtschweinen aussahen. Unser Reiseleiter hat mich und meine Kameraden rundherum um das Drahtgitter gereiht und hat uns erklärt, dass ein Wildschwein teurer als ein Marsianer, und deswegen eine Einzeljagd unmöglich sei. Darum mussten wir schön brav hinter dem Drahtgitter bleiben und alle gleichzeitig schießen. Wir haben wieder neue Munition bekommen, aber nur eine einzige Patrone. Die Weiber führten sich wieder auf, aber es ist mir aufgefallen, dass sich das Wildschwein nicht am geringsten vom Fleck bewegt hat. Das arme Vieh ist die ganze Zeit wie ein Kartoffelsack bewegungslos dort gelegen, worauf ich mir gedacht habe, an seiner Stelle könnte ich auch nicht viel mehr tun. Wir mussten jetzt, wie die ersten Einwanderer, ein Wild erlegen und für unsere Nahrung selber sorgen. Diesmal war es aber wirklich gefährlich. Auf meiner Seite fünfundzwanzig Abenteurer, zwanzig Zentimeter vor uns das Drahtgitter, einen Meter davon entfernt die wilde Wildsau, nach ein Meter wieder ein Gitterdraht und hinter desem wieder fünfundzwanzig Abenteurer. Diesmal war es sogar sehr gefährlich. Wenn wir nicht richtig zielten, hätten wir genauso einander niederschießen können.
Endlich hat der Reiseleiter sein Zeichen gegeben. Wir haben alle gleichzeitig geschossen. Die Weiber haben wieder geklatscht und aus vollem Hals geschrien. Mein Gott, es war ein Lärm! Aber die wilde Wildsau hat sich nicht ein mal eine Spur bewegt. Gleich danach sind zwei Fachkräfte hinein gegangen. Haben die Sau gründlich überprüft. Sie war schon medizinisch tot. Wir alle haben je einen Volltreffer gehabt. Anschließend haben sie die Sau weggeschleppt und wir sind wieder zu unseren Kabinen gegangen. Nach dem Umziehen sind wir wieder mit unseren Ehegattinnen zusammen getroffen. Im großen Saal waren mehrere elektrische Grillapparate hingestellt und jetzt sollten wir das von uns selbst erschossene Wild braten und uns davon ernähren. Es ist mir heute noch ein Rätsel, wie es innerhalb der paar Minuten, die zwischen unserem Verlassen des Jagdreviers und der Beendigung unseres Umkleidens vergangen sind, den geschickten Marsianern gelungen war, das Schwein zu schlachten, auseinander zu nehmen, in fünfzig gleich schwere und gleich große Steaks einzuteilen, und sogar zu verpacken.
Ich habe auf mein Recht auf Braten des eigenerlegten Wildes zu Gunsten meiner teuren Gattin verzichtet, damit auch sie an dem Abenteuer ihren Anteil nehmen konnte.
Nach der Verspeisung unseres selbst erlegten Grillsteaks haben wir als Nachspeise riesen Germknödeln bekommen. In diesem Moment haben mir die früheren Einwanderer leid getan. Ein Wildschwein erschießen konnten sie ja. Aber einen Germknödel? Das war gar nicht zweckmässig, weil aus dem zerschoßenen Germknödel würde die Marmeladefüllung herausrinnen.
Nach diesem Abenteuer waren wir alle so müde, haben den ganzen Nachmittag in unseren Hotelzimmern mit Schlafen verbracht.

5. UND 6. TAG

sind genauso vergangen wie der erste und zweite. Nur halt umgegekehrt. Wir waren wieder zuhause, worauf ich zu meiner teuren Gattin sagen musste: Zu Hause ist es ja doch am schönsten!


 
 
start: 09 decembre 2016, up-date: 09 decembre 2016