War
mein Interesse für fremde Länder schon immer groß gewesen,
so wurde es durch die Jugoslawienreise im vergangenen Jahr noch mehr gestärkt.
An den langen Abenden des vergangenen Winters beschäftigte mich immer
wieder die Frage, welcher Teil unseres Weltalls mein nächstes Reiseziel
sein sollte. Schließlich fiel die Wahl auf eine Reise nach Mars.
Um eine kleine Vorstellung von diesem Gebiet zu bekommen, besuchte ich
verschiedene Lichtbildvorträge in der Urania und endlich kam der
Tag, der mir die Menschen und die Landschaft dieses Gebiets aus der Nähe
darbieten sollte.
Ausserdem
war mir dieser Planet aus Geographie, Fernsehen und Erzählungen
einiger Kollegen, die vorher Ihren Urlaub dort verbracht haben, genügend
bekannt. Also habe ich aus oben genannten Gründen im vergangenen
Winter meiner teuren Gattin vorgeschlagen, das wir unseren Urlaub diesmal
auf dem Mars verbringen sollten. Sie war zuerst tief überrascht
und hat ihre Raumkrankheit und Raketenangst vorgeschoben, aber es ist
mir trotzdem gelungen, sie zu überreden. Schließlich waren
die Kinder schon großgewachsen und es war für uns ein großer
Traum und ein Dia-Abend-würdiges Abenteuer, das hier auf seine
Erfüllung wartete.
I.
Tag
Planmässig hat mich meine teure Gattin wie immer um fünf Uhr
Sommer-Zeit in der Früh aufgeweckt. Nach der Verspeisung eines
weich gekochten Eies, hausgemachter Marillenmarmelade und zweier Semmeln,
haben wir unsere Reisekoffer noch einmal gründlich überprüft.
Wir waren noch mit der Verschließung der rechten Sicherheitsschnale
beschäftigt, als der kleine Omnibus unten zum Haustor gekommen
ist und uns abgeholt hat. Weil meine teure Gattin noch immer mit der
Kofferschnale beschäftigt war und deswegen der kleine Omnibus uns
nicht abholen konnte, habe ich mit meiner teuren Gattin eine kurze Auseinandersetzung
gehabt und anschließend hat uns der kleine Omnibus abgeholt.
Ich möchte hier nicht alle Details bis zu jeder Kleinigkeit erzählen,
weil vor uns noch die ganze Abenteuerreise wartet. So möchte ich
gleich zum Raumflughafen kommen. Nach einer halben Stunde dauernden
Fahrt haben wir unsere geliebte Heimatstadt hinter uns gelassen und
sind gleich zum Raumflughafen gekommen. Es war für uns ein herrlicher
Anblick. Ich und meine teure Gattin haben uns wegen des Lärms,
welcher aus herum schießenden Raumschiffen enstanden war, kaum
mehr untereinander verständigen können. Aber unserem erfahrenenen
Reiseleiter ist es trotz des ganzen Lärms immerhin gelungen, die
insgesamt vierzig Charter Passagiere, welche nicht nur mit unserem,
sondern auch mit anderen Omnibussen von ihren Wohnungen abgeholt und
zum Raumflughafen gebracht worden waren, im Gänsemarsch aufzustellen.
Wie gesagt, es war ein herrlicher Anblick. Es haben mir vor allem die
Sicherheitsbeamten in ihren prächtigen Uniformen gefallen, die
uns vor den Palestinänsern schützten. Eine Damenstimme hat
aus allen Lautsprechern sehr laut irgend etwas gerufen, und in allen
Sprachen. Ich und meine teure Gattin haben davon nicht sehr viel mitbekommen.
Außerdem war meine teure Gattin daran nicht sehr interessiert.
Sie ist vielmehr am Astro-Schicksal-Computer-Automaten interessiert
und wir haben unsere sämtlichen Münzen dort hinein geworfen.
Natürlich war es mir bekannt, dass wir unsere Münzen auf dem
Mars nicht wie die Banknoten zu der dortigen Währung wechseln konnten.
Nach einer etwa drei Stunden dauernden Wartezeit war unser Charter-Raumschiff
endlich flugbereit und ich muss gestehen, es hat mich geärgert.
Sowas gibts ja bei uns nicht. Anschließend sind wir alle zusammen
mit einem Aufzug nach oben gebracht worden und weil der Aufzug nicht
mehr als vier Leute aufnehmen konnte, konnten wir nicht alle zusammen
hinauf gebracht werden, und aus oben erwähnten Grund sind wir auf
mehrere Male nach oben gebracht worden. Danach haben die Hostessen uns
auf unsere Stockbetten fest geschnallt und jedem Passagier eine Tasse
kleinen Braunen und ein Glas Wasser serviert. Nach dem Kaffee haben
ich und meine teure Gattin je eine Tüte bestellt und erbrochen.
Die symphatische Hostess hat danach die Tüten abgeholt. Es ist
für mich sehr fraglich, was sie mit all diesen vollen Tüten
tut. Wahrscheinlich schmeissen sie sie in den Weltraum. Nach diesem
Zwischenereignis hat sich meine teure Gattin plötzlich erinnert,
dass sie unsere Wohnungschlüsseln, welche wir zum Zweck der Blumenbewässerung
unserer Nachbarin geben hätten müssen, mitgenommen hatte und
so wollte sie unbedingt zurück fahren. Jedoch war es technisch
unmöglich, aber sie hat mir klar zu machen versucht, wie die Technik
für sie Wurst sei. Es war natürlich die typische weibliche
Logik, welche den Blumen eine höhere Wichtigkeit als der Technik
gestattete. Ich und meine teure Gattin haben darüber eine kurze
Auseinandersetzung gehabt und während dessen ist sie eingeschlafen.
Wegen des Fehlens eines Fernsehapparates ist mir auch nichts anders
übrig geblieben.
2.
TAG
Wir
sind mit der Stimme des Reiseleiters aufgewacht, die uns durch die Lautsprecher
erzählte, dass wir uns innerhalb der Milchstraße befänden.
Wir haben uns sofort zum Seitenfenster gewandt aber obwohl es nach unseren
Uhren vormittag war, war es anscheinend im Weltraum schon Nacht und
wir haben nur schwarz gesehen. Ich haben meiner teuren Gattin zu erklären
versucht, dass der Einstein darüber irgendetwas geschrieben hat
aber sie hat es nicht verstanden. Obwohl wir nichts sehen konnten, hat
sie das Gehühl, dass die Milchstraße wie die Mariahilferstraße
aussehen müsste und ich muss sagen, das Gefühl ist ihre Stärke.
Dafür hat sie keinen Verstand und wir ergänzen einander. Danach
hat der Reiseleiter gesagt, dass wir bereits sechzig Millionen Lichtjahre
von der Muttererde entfernt waren und ich habe sofort wieder meiner
teuren Gattin erklärt, was für ein Jahr das Lichtjahr sei,
sie hat wieder nichts verstanden aber war sehr stolz auf mich. Wir haben
ein gutes Frühstück, anschließend pro Person eine Tüte,
dann ein gutes Mittagsmahl und anschließend wieder pro Person
eine Tüte erhalten. Vor dem Abendessen waren wir schon auf dem
Mars.
MARS
Unser
Reiseleiter hat uns zu verstehen gegeben, dass wir schon weich gelandet
waren. Die Hostessen haben unsere Schnallen wieder aufgemacht und meine
Beine, sowie die meiner teuren Gattin waren eingeschlafen. Der Anblick
des Mars, muss ich sagen, hat uns fasziniert. Der Raumflughafen hat
genauso ausgesehen wie der andere auf unserer Muttererde. Das ganze,
mit Aufzug und so, hat sich genauso abgespielt wie auf der Erde. Nur
halt umgekehrt. Der einzige Unterschied, diesmal haben wir nicht auf
das Raumflugschiff, sondern auf den Reisebus warten müssen.
Unser Reiseleiter hat uns schön wieder im Gänsemarsch antreten
lassen und wir sind in den Autobus eingestiegen. Es hat uns alles sehr
gefallen. Vor allem die Autobahn war sehr schön. Unser Autobus-Chauffeur
war der erste Marsianer, den wir gesehen haben. Meine teure Gattin hat
zuerst Angst gehabt, ich nicht, aber später haben wir uns beide
an ihn gewöhnt. Die Marsianer sind alle schön brav zivilisiert,
ziehen sich genau so an wie bei uns, nur im Hinterteil ihre Hosen haben
sie Schlitze, aus welchen ihre Schweife heraus hängen. Und ich
muss sagen, ich und meine teure Gattin haben das sehr lustig gefunden.
Während unserer ersten Autobusreise ist es auf dem Mars allmählich
dunkler geworden und wir haben nichts mehr sehen können. Am Ende
dieser Reise sind wir in unserem Hotel angelangt. Das Hotel war sehr
schön, vor allem sauber, und das zum Teil marsianische Personal
war sehr gut eingeschult. Unser Reiseleiter hat uns jedoch erklärt,
dass die normalen Marsianer in schlechteren Verhältnissen als bei
uns wohnten. Wir haben unser Abendmahl im Speisesaal dieses Hotels zu
uns genommen. Auf dem Speiseprogramm ist für alle Passagiere das
gleiche Menü gestanden, welches im Gesamtpreis inkludiert war.
Ich muss sagen, die Marsianer kochen gar nicht so schlecht. Unser Reiseleiter
hat uns zugesichert, dass wir die besten Spezialitäten der marsianischen
Küche zu verspeisen hätten. Nach der Fritattensuppe haben
wir einen Schweinsbraten mit Sauerkraut und Knödel bekommen, der
auch sehr gut war. Nur die Nachspeise, ein Apfelkompott, hat einen leichten
Beigeschmak von Knoblauch gehabt, welcher auf die nicht fachmännische
Lagerung im Kühlschrank zurück zu führen war, worauf
ich meiner teuren Gattin sagen musste: Andere Länder, andere Sitten.
Der Speisesaal war auch sehr schön. Vor allem der große Christalluster,
welcher aus Sparsamkeitsgründen nicht beleuchtet war, hat meiner
teuren Gattin sehr gefallen.
3.
TAG
Nach
der Verspeisung unseres Frühstücks haben wir wieder in unserem
Bus Platz genommen. Während unser City-Tour in der schönen
marsianischen Hauptstadt Mars ist unser Reiseleiter neben dem Chauffeur
gesessen und hat mittels Lautsprecher uns alles erzählt. Der Verkehr
war sehr dicht und im Autobus war es sehr heiß. Anscheinend war
die Klima-Anlage nicht volkommen intakt, worauf meine teure Gattin darauf
bestanden hat, dass ich mich endlich einmal in meinem Leben rühren
und bei dem Reiseleiter beschweren müsste, aber da ich in Betrachtung
der zeitlichen Begrenzung dieser Autobusfahrt darauf verzichten wollte,
wäre beinahe eine kurze Auseinandersetzung mit meiner Gattin entstanden,
aber dieses Zwischen ereignis ist durch unser zurückkommen in das
Hotel zum Zweck der Verspeisung unseres Mittagsmahls unterbrochen worden,
worauf wir nach dem Aussteigen aus unserem Bus unter Anleitung unseres
Reiseleiters bis zur Hoteltür wieder im Gänsemarsch aufgereiht
werden mussten und in diesem Zustand haben wir uns nicht mehr auseinandersetzen
können.
Zum Mittagsmahl haben wir eine andere Spezialität der marsianischen
Küche erhalten: Gebratene Schweinsbrust mit Sauerkraut und Knödel.
Ich muss sagen, es war nicht schlecht. Als Nachspeise haben wir Vanillepudding
bekommen, welcher keinen Beigeschmack von Knoblauch gehabt hat. Dazu
muss ich sagen, dass das marsianische Bier ziemlich ähnlich schmeckt
wie unseres, nur hat es zuwenig Kohlensäure, was auf den ausgeleerten
Zustand des Fasses zurückzuführen war, worauf ich meiner teuren
Gattin sagen musste: Andere Länder, andere Sitten.
Ich möchte nicht zuviele Details bis zu jeder Kleinigkeit beschreiben,
weil das nicht meine Art der Beschreibung ist. Im Laufe sämtlicher
Dienstjahre bis zu meiner Pensionierung habe ich immer kurz, klar, deutlich
und umfassend geschrieben.
Nach der Verspeisung unseres Mittagsmahls haben wir die Hoteltür
wieder im Gänsemarsch verlassen und in unserem Autobus Platz genommen.
Diesmal war unser Ziel die Besichtigung des berühmten marsianischen
Doms zu den Heiligen Drei Königen. Nach der zwei stündigen
Fahrt und Ankunft haben wir unseren Autobus wieder im Gänsemarsch
verlassen. Und sind unter Anleitung unseres Reiseleiters vor einer schwarzen
Mauer nebeneinander gereiht worden. Der berühmte Platz vor dem
obengenannten Dom war mit hunderten Reisebussen und deren Insassen so
verbaut, dass wir ganz knapp neben der seitlichen Kirchenmauer Platz
nehmen mussten, wodurch die wirkliche Höhe der Kirchenmauer für
unsere Blicke verhüllt geblieben ist. Während wir die vor
unseren Nasen stehende schwarze Mauer neugierig erblickten, hat unser
Reiseleiter unsere Aufmerksamkeit auf den künstlerischen Wert dieses
Baumonuments hingelenkt. Unser Reiseleiter hat noch sehr viel darüber
erzählt, aber weil ich alles gleichzeitig meiner teuren Gattin
erzählen musste, habe ich selber nicht viel verstanden. Jedoch,
in Betrachtung der Tatsache, dass in der ersten Epoche der Kolonialisierung
während der Errichtung dieser berühmten Missionskirche mehrere
tausend marsianische Einheimische ihr Leben durch Zwangsarbeit verlieren
mussten, ist es mir voll bewusst geworden, das dieses Baudenkmal neben
dem künstlerischen auch einen historischen Wert besaß.
Anschließend haben sich ich und meine teure Gattin so wie die
anderen Reisekameraden, zur Betrachtung der vom marsianischen Kirchenpersonal
zum Kauf dargebotenen Geschenkartikel und Souveniergegenstände
begeben. Es hat uns darunter vor allem ein kleines Kunststoffmodell
des genannten Dommes sehr gefallen, welches auf Knopfdruck Zigaretten
spendete und gleichzeitig einige Takte vom Radetzkymarsch spielte. So
viele tausende Kilometer entfernt von der Heimat so etwas zu hören
hat uns natürlich sehr gerührt. Und wir haben den Apparat
sofort gekauft. Meine teure Gattin wollte trotz meinem Widerstand noch
einige hundert Stücke für die Nachbarschaft und Verwandten
kaufen, der gute Reiseführer hat uns aber auf die Reisegepäcksbegrenzung
hingewiesen, wonach wir uns mit einigen goldeloxierten Alluminium Schuhlöffeln
mit dem Bildnis der genannten Kirche auf der Rückseite begnügen
mussten.
Danach haben wir uns zum Zweck der Verspeisung unseres Abendmahls wieder
zu unserem Hotel zurückbegeben. Es war wieder eine Spezialität
der marsianischen Küche auf der Speisekarte: Gebratene Schweinsschulter
mit Sauerkraut und Knödel. Ich muss sagen, es war nicht schlecht.
Diesmal hat es keine Nachspeise gegeben, worauf meine teure Gattin darauf
bestanden hat, dass ich mich endlich einmal in meinem Leben rühren
müsste und mein Widerstand hat wieder eine kurze Auseinandersetzung
verursacht. Diesmal hat dieses Zwischenereignis bis um vier Uhr in der
Früh gedauert, aber danach mussten wir schlafen. Nämlich,
der nächste Tag war der wichtigste Tag der ganzen Reise und auf
uns wartete das große Abenteuer.
4.
TAG
Nach
der Verspeisung unseres Frühstücks haben wir wieder das Hotel
im Gänsemarsch hinter uns gelassen und im Autobus unsere Plätze
eingenommen. Diesmal war unser Reiseziel die gefährliche, unberührte
marsianische Wildnis. Nach einer kurzen Fahrt haben wir die Stadt hinter
uns gelassen. Jetzt waren nicht mehr die Betonwohnblöcke, sondern
nur die gut gepflegten Tannenwälder zu sehen. Die Reise hat noch
eine halbe Stunde auf der Autobahn gedauert bis wir uns vor einem vier
Meter hohen Gitterdraht in Mitten eines Hains befanden. Gleich hinter
diesem Gitterdraht war das kleine Aufnahmegebäude und auf einer
Tafel war folgende Schrift zu lesen: "Achtung! Marsianische Wildnis
für Touristen."
Hinter diesem Gitter mussten wir wie die ersten Einwanderer gegen die
Gefahren der Natur und gegen die einheimischen Wilden kämpfen.
Es waren noch acht Autobusse vor uns gekommen und fortlaufend sind neue
Autobusse mit ihren abenteuerlustigen Insassen dazu gekommen. Deswegen
mussten wir vor der Aufnahmetür eine Schlange bilden und unter
der fürchterlichen Hitze fast eine dreivierterl Stunde warten.
Meine Gattin wollte wieder zurückkehren, aber ich war fest entschloßen,
dieses schreckliche Abenteuer zu erleben. Ich muss gestehen, auch ich
habe ein bißchen Angst gehabt, wodurch mein Herz in seinem Gehäuse
sehr wild pochte. Nach der Aufnahme im Aufnahmesaal, haben sich ich
und alle anderen männlichen Teilnehmer von unseren Ehegattinnen
verabschiedet. Trotz der Zusicherung unseres Reiseleiters, dass dieses
gefährliche Abenteuer in der marsianischen Wildnis nicht gefährlich
sei, hat meine teure Gattin sehr viele Tränen verloren. Während
wir uns zu unseren Umkleidekabinen hinwandten, sind unsere Ehegattinnen
zu den Zusehertribünen gegangen. In der Kabine habe ich meine Kleider
bis auf die Unterwäsche ausgezogen und auf dem Kleiderbügel
schön aufgehängt. Dann habe ich die mir zugeteilte Jägeruniform
angezogen. Diese Bekleidung war sehr ähnlich der in der Heimat,
nur statt den gewöhnlichen Waffen musste ich eine Weltraumschießwaffe
tragen, und sie hat sich von der gewöhnlichen nur durch den großen
Trichter, der ganz am Ende des Schießrohrs aufgesetzt war, unterschieden.
Nach dem Anziehen der Jägeruniform habe ich mich im eingebauten
Spiegel betrachtet. Es war eine hübsche Tracht. Nur die Hose war
ein bisschen zu eng und zu kurz, was eine handbreite Stelle meiner Beine
zu sehen dargeboten hat und der Hut ist mir ein bißchen zu groß
gewesen, wodurch er bis zu den Augen hinunter gerutscht war. Die Jacke
war auch ein bißchen zu eng, worauf meine beiden Arme wie die
geräucherten Schweinsstelzen auf dem Fleischerhaken von den Schultern
herunter hingen. Trotzdem ist mir das sehr gut gestanden und alle Uniformen
stehen mir gut. Danach habe ich auf Grund der Anweisung im Prospekt,
die Umkleidekabine durch die andere Tür verlassen und mich auf
einem hübschen kleinen Platz befunden, welcher sorgfältig
mit Kieselsteinen bedeckt war. Auf diesem Platz waren ausser mir noch
etwa fünfzig Abenteurer, alle über fünfzig, und auf der
gegenüber Seite der Umkleidekabinen, hinter dem Gitter, waren unsere
Gattinnen neben und über einander gedrängt, welche mit ihren
Händen und Füssen ihren Ehemännern zu winkten und mit
aller Lautstärke unsere Namen riefen. Die Weiber haben so einen
Lärm erzeugt, dass wir uns genieren mussten. Ausserdem könnte
dieser Wirbel die wilden Einheimischen noch wilder machen und daher
war es sehr gefährlich.
Vor uns entlang war wieder ein Drahtgitter. Hinter diesem Gitter lag
ein schmaler Teich, welcher etwa hundert Meter lang war und einen wilden
Bach darstellen sollte. Rechts und links neben diesem Bach waren je
ein Hügel aufgebaut worden und jedem Hügel waren etwa zehn
einheimische Wilde zugeteilt. Alle diese Wilden waren mit Pfeil und
Bogen ausgestattet. Nach ihrer Einsatzlosigkeit war leicht zu schließen,
dass unter dieser Hitze auch die Wilden sehr müde seien müssten.
Wenn mann dazu denkt, dass sie das den ganzen Tag hindurch aushalten.
Manche von meinen Jagdkameraden sind nervös hinauf und hinunter
gelaufen aber in unserer würdevollen Art und Weise konnten wir
uns nicht wie die Weiber benehmen, schließlich waren wir für
einen Einzelkampf da. Nach einer entnervenden Wartezeit bin ich endlich
an die Reihe gekommen und mit harten Schritten zur Eingangstür
gesprungen. Neben dieser Tür ist unser Reiseleiter gestanden und
hat mir alles erklärt. Gleich nach dem Eingang begann der Bach,
welchen ich bis zum Ausgang durchqueren sollte und zu diesem Zweck war
ein Kunststoff Ruderboot reserviert. Laut unserem Reiseleiter waren
diese Boote in der Kolonialisierungszeit aus Baumrinde hergestellt worden.
Dieses Exemplar war aus Kunststoff und übermalt aber dafür
absolut sicher. Ich sollte den ganzen Bach mit diesem Boot überqueren,
während der ganzen Fahrt sollte ich gleichzeitig rudern und schießen.
Sonst könnte ich von den Einheimischen abgeschossen werden. Ich
habe mich von ihm würdevoll verabschiedet. Und ohne meinem Rheumatismus
Aufmerksamkeit zu schenken, bin ich in das Boot eingestiegen. Das Rudern
war nicht allzusehr anstrengend aber nach etwa zehn Meter Fahrt bin
ich vor den Hügeln angekommen. In diesem Moment haben alle Marsianer
in ihrer unverständlichen Sprache gleichzeitig zu schreien begonnen,
und hinter dem Gitter all die Weiber und ich sage es, es war ein Wirbel
ohne gleichen. Ich habe sofort meine Waffe auf einen Marsianer gerichtet
und gezielt aber im letzten Moment vor dem schießen gezögert.
Schließlich, auch die Marsianer waren Lebewesen. Aber unverständlicher
Weise, obwohl ich nicht auf ihn gezielt und gar nicht geschossen habe,
hat sich ein anderer Marsianer zu Boden geworfen. Anscheinend war er
tot. Ich muss sagen, ich war sehr aufgeregt. Danach hat sich sein Hauptmann
über ihn gebeugt und irgendetwas gesagt, worauf er wieder auf stand.
Es war jetzt sehr gefährlich und ich habe mich damit getröstet,
dass die Marsianer durch unsere Menschenjagd Deviesen verdienten, und
gleich darauf einmal geschossen. Im selben Moment haben alle Einheimischen
sich gleichzeitig zu Boden geworfen. Obwohl keiner von den Wilden sich
noch einmal bewegt hat, habe ich sämtliche Restmunition geschossen.
Meine teure Gattin klatschte und schrie wie eine Wilde und den restlichen
Weg habe ich im stolzen Gefühl eines Helden ausgerudert.
Danach habe ich mich, wie alle andere Kameraden, wieder umgezogen und
wieder mit meiner Gattin getroffen. Sie war sehr aufgeregt und als wir
gemeinsam den kleinen Braunen tranken, habe ich mich für das nächste
Abenteuer vorbereitet. Nach der Kaffeepause haben wir uns wieder getrennt
und ich habe wieder meine Jägertracht angezogen. Auf dem Kieselstein
bedeckten hübschen Platz, waren sämtliche Kameraden wieder
anwesend. Jedoch hinter dem Drahtgitter war kein Marsianer mehr und
über den wilden Bach war eine 2x2 Meter große Holzspanplatte
gelegt worden. Auf dieser Platte war ein marsianisches Wildschwein,
genau gesagt eine Wildsau aufgestellt worden. Es ist mir aufgefallen,
dass die marsianischen Wildschweine nicht sehr unterschiedlich zu unserer
Zuchtschweinen aussahen. Unser Reiseleiter hat mich und meine Kameraden
rundherum um das Drahtgitter gereiht und hat uns erklärt, dass
ein Wildschwein teurer als ein Marsianer, und deswegen eine Einzeljagd
unmöglich sei. Darum mussten wir schön brav hinter dem Drahtgitter
bleiben und alle gleichzeitig schießen. Wir haben wieder neue
Munition bekommen, aber nur eine einzige Patrone. Die Weiber führten
sich wieder auf, aber es ist mir aufgefallen, dass sich das Wildschwein
nicht am geringsten vom Fleck bewegt hat. Das arme Vieh ist die ganze
Zeit wie ein Kartoffelsack bewegungslos dort gelegen, worauf ich mir
gedacht habe, an seiner Stelle könnte ich auch nicht viel mehr
tun. Wir mussten jetzt, wie die ersten Einwanderer, ein Wild erlegen
und für unsere Nahrung selber sorgen. Diesmal war es aber wirklich
gefährlich. Auf meiner Seite fünfundzwanzig Abenteurer, zwanzig
Zentimeter vor uns das Drahtgitter, einen Meter davon entfernt die wilde
Wildsau, nach ein Meter wieder ein Gitterdraht und hinter desem wieder
fünfundzwanzig Abenteurer. Diesmal war es sogar sehr gefährlich.
Wenn wir nicht richtig zielten, hätten wir genauso einander niederschießen
können.
Endlich hat der Reiseleiter sein Zeichen gegeben. Wir haben alle gleichzeitig
geschossen. Die Weiber haben wieder geklatscht und aus vollem Hals geschrien.
Mein Gott, es war ein Lärm! Aber die wilde Wildsau hat sich nicht
ein mal eine Spur bewegt. Gleich danach sind zwei Fachkräfte hinein
gegangen. Haben die Sau gründlich überprüft. Sie war
schon medizinisch tot. Wir alle haben je einen Volltreffer gehabt. Anschließend
haben sie die Sau weggeschleppt und wir sind wieder zu unseren Kabinen
gegangen. Nach dem Umziehen sind wir wieder mit unseren Ehegattinnen
zusammen getroffen. Im großen Saal waren mehrere elektrische Grillapparate
hingestellt und jetzt sollten wir das von uns selbst erschossene Wild
braten und uns davon ernähren. Es ist mir heute noch ein Rätsel,
wie es innerhalb der paar Minuten, die zwischen unserem Verlassen des
Jagdreviers und der Beendigung unseres Umkleidens vergangen sind, den
geschickten Marsianern gelungen war, das Schwein zu schlachten, auseinander
zu nehmen, in fünfzig gleich schwere und gleich große Steaks
einzuteilen, und sogar zu verpacken.
Ich habe auf mein Recht auf Braten des eigenerlegten Wildes zu Gunsten
meiner teuren Gattin verzichtet, damit auch sie an dem Abenteuer ihren
Anteil nehmen konnte.
Nach der Verspeisung unseres selbst erlegten Grillsteaks haben wir als
Nachspeise riesen Germknödeln bekommen. In diesem Moment haben
mir die früheren Einwanderer leid getan. Ein Wildschwein erschießen
konnten sie ja. Aber einen Germknödel? Das war gar nicht zweckmässig,
weil aus dem zerschoßenen Germknödel würde die Marmeladefüllung
herausrinnen.
Nach diesem Abenteuer waren wir alle so müde, haben den ganzen
Nachmittag in unseren Hotelzimmern mit Schlafen verbracht.
5.
UND 6. TAG
sind
genauso vergangen wie der erste und zweite. Nur halt umgegekehrt. Wir
waren wieder zuhause, worauf ich zu meiner teuren Gattin sagen musste:
Zu Hause ist es ja doch am schönsten!