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Neuigkeiten aus dem Salzburger Kulturleben

ST. VIRGIL / SYMPOSIUM "WEST-ÖSTLICHER EINKLANG"

Musik vom gleichen Stamm

Europäische und arabische Musik sind sich ähnlicher als man glaubt: Das Symposium „West-östlicher Einklang“ ging am Wochenende im Bildungs- und Konferenzzentrum St. Virgil zu Ende.

24/07/07 Wo sind nun die gemeinsamen Grundlagen der europäischen Musik und der Musik des Orients? Unbestritten ist, dass die europäische Musik aus dem antiken Griechenland kommt, ihr Ursprung könnte, wie Martin Vogel aus Bonnvermutet, jedoch in Nordafrika sein. Dass die möglicherweise von dort nach Griechenland gekommene Musik gleichzeitig auch der arabischen Musik zugrunde liegt, konnte der aus dem Iraq kommende, in Linz lehrende Dlshad Said anhand von Tonbeispielen aus seiner kurdischen Heimat überzeugend nachweisen: Dort werden noch immer, vor allem zur gemeinsamen Arbeit, Lieder gesungen, die in ihrem Tonumfang über den Bereich des griechischen Tetrachords nicht hinausgehen und diesen Quart-Tonraum mit verschiedenen Intervallen füllen, die man auch in den Maqamat wiederfindet. Dennoch kann man in diesem Zusammenhang nicht von den arabischen Modi sprechen, denn diese nehmen den Raum einer Oktave ein und gehen in manchen Kunstformen sogar darüber hinaus.   

Dreißig Musiker und Musikerinnen, Komponisten und Musikwissenschaftler aus Nordafrika, dem Nahen Osten und den benachbarten europäischen Ländern versuchten, die Musik der jeweils anderen zu erfassen und zu verstehen. Das Ziel: politische und ideologische Trennungen auch auf dem Kulturweg überwinden. Veranstalter des Symposiums waren die „Internationale Gesellschaft für ekmelische Musik“ in Zusammenarbeit mit den „Kulturellen Sonderprojekten“des Landes Salzburg.Johannes Kotschy, Präsident der Internationalen Gesellschaft für Ekmelische Musik und Initiator des Symposiums, hat zusammen mit seinem Wiener Kollegen, Memo Schachiner, das internationale Treffen zwei Jahre lang vorbereitet. Es war das erste seit dem historischen Kongress von Kairo 1932 war, an dem von europäischer Seite aus Bela Bartok, Paul Hindemith, Alois Hába und Jenö Takacs teilgenommen hatten.

Schon damals versuchte man, herauszufinden, ob die Erscheinungsformen der arabischen und die westlich- europäische Musik auf ähnlichen Grundlagen beruhen und möglicherweise auf eine gemeinsame Wurzel zurückzuführen sind.

Geschichtliche Themen standen  zur Debatte, etwa wie die Herkunft der europäischen und arabischen Musik, die Herausbildung der modalen Stimmungssysteme, deren begriffliche Kennzeichnung,  so Amnon Shiloah aus Jerusalem, erst sehr spät erfolgte. Es ging auch um die Ausbreitung dieser Tonsysteme, beispielsweise im osmanischen Reich, das einst an Österreich grenzte und auch in Südosteuropa seine musikalischen Spuren hinterlassen hat, wie Ardian Ahmedaja anhand der Musik in Albanien aufwies. Die Einflüsse der byzantinischen Musik auf diesen Raum untersuchte die deutsche Komponistin Violeta Dinescu. Der sudanesische Komponist Ali Osman sprach vom Einfluss der afrikanischen Musik auf die arabische Musik.

Über die gegenwärtigen Probleme der Musikerziehung in den arabischen Ländern, die den unseren nicht unähnlich sind, sprach der Leiter des jordanischen Musikkonservatoriums in Amman, Kifah Fakhouri.

Zahlreiche Hörbeispiele in den Vorträgen und Konzerte ergänzten das Programm. Mit „El sueño de Boabdil“ von Agustin Castilla-Ávila kam ein Stück für mikrotonale Gitarre (die Saiten unterscheiden sich in der Stimmung um einen Zwölftelton) zur Uraufführung. Der sudanesische Komponist Ali Osman hat für das Symposium das Quartett „Fusion“ geschrieben: Darin verweben sich europäische, arabische und afrikanische Klänge.

Seminare für das breite Publikum ergänzten das Symposium „West-östlicher Einklang“. Zu hören war  auch die in den 70er Jahren von Franz Richter Herf und Rolf Maedel in Salzburg gebaute dreimanualige „Ekmelische Orgel“. Orientalische Keyboards (Ayoub) ergänzten das Angebot an Tasteninstrumenten mit von der herkömmlichen Stimmung abweichenden Tonsystemen.    

„Die drei Tage in Salzburg haben gezeigt“, so die Veranstalter, „dass in den Musikforschungen nach gemeinsamen Grundlagen ein Neuland betreten worden ist, das aber den beiden großen Musikkulturen des Morgen- und des Abendlandes genügend Raum gibt.“Eingerichtet werde nun, für weiteren Gedankenaustausch über die Tagung hinaus, ein Internet-Forum. (IGEM/Kotschy)

 
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